Italiener kommunizieren nicht nur mit Worten – sie nutzen lebendige und ausdrucksstarke Handzeichen, um Botschaften zu übermitteln. Tatsächlich sind sie oft in der Lage, allein durch Gesten ihre Aussagen klar verständlich zu machen. Für Italiener sind diese Gesten eine völlig natürliche Art der Kommunikation, während Ausländer meist nur wenig davon verstehen. Wer Italienisch lernen möchte, sollte daher auch die Bedeutung dieser Gesten kennen.
Warum sprechen Italiener so intensiv mit ihren Händen?
Die Italiener scheinen dieses berühmte "Sprechen mit den Händen" während einer Zeit der ausländischen Besatzung entwickelt zu haben, die nach dem Untergang des Römischen Reiches begann. Völker wie die Westgoten, Ostgoten, Normannen, Franzosen, Spanier und Österreicher – um nur einige zu nennen – kamen ohne gemeinsame Sprache auf die italienische Halbinsel. Die Italiener mussten improvisieren, um sich zu verständigen, und so entstanden allmählich die charakteristischen Handgesten, die heute so typisch für die italienische Kultur sind. Hier haben wir die 25 wichtigsten Handzeichen zusammengestellt und erklärt.
Was erzählst Du da?
Beginnen wir mit einem der bekanntesten Handgesten: Dabei bewegt man die rechte Hand, während Daumen und Finger sich berühren und eine Art Schale bilden. Ein Italiener würde damit fragen, was genau Sie sagen wollen. Häufig drückt diese Geste Verwirrung oder Unglauben aus. Dafür gibt es sogar ein Emoji: 🤌.
Schlau und verrückt oder dumm
Bei uns tippt man sich oft mit dem Zeigefinger an die Stirn, um anzudeuten, dass jemand verrückt oder nicht ganz bei Verstand ist. In Italien hat dieselbe Geste jedoch eine ganz andere Bedeutung: Hier signalisiert sie, dass jemand clever ist. Wenn Sie also in Italien andeuten möchten, dass jemand dumm oder verrückt ist, berühren Sie stattdessen mit dem Zeigefinger leicht Ihre Schläfe.
Unmöglich
Wer sich intensiver mit der italienischen Sprache und Kultur auseinandersetzt, wird bald auf eine bestimmte Handgeste stoßen, bei der beide Handflächen gegeneinander gedrückt werden. In Deutschland nutzen wir diese Geste gelegentlich, um eine Bitte oder sogar ein Flehen auszudrücken. In Italien hingegen hat sie eine ganz andere Bedeutung. Wenn Sie sehen, wie ein Italiener die Handflächen aneinanderlegt und die Hände senkrecht hin und her bewegt, signalisiert er damit, dass etwas für ihn unmöglich ist.
Sich etwas wünschen
In Italien drücken Menschen ebenfalls die Handflächen aneinander, wenn sie sich etwas wünschen. Das kann manchmal zu Verwirrung führen, wenn es darum geht, die Bedeutung dieser Geste richtig zu deuten. Ein hilfreicher Hinweis: Achten Sie darauf, ob die Hände in Bewegung sind. Italiener halten ihre Arme gerade vor der Brust, wenn sie sich etwas wünschen, und lassen die Hände dabei still. Es ist eine Art Bitt-Haltung.
Kaum zu glauben
Anstatt die Hände einfach zusammenzudrücken, kann man sie auch wie eine Schale formen und leicht schütteln. Mit dieser Geste signalisiert man nicht nur Ungläubigkeit, sondern drückt auch Enttäuschung oder Unverständnis aus – eine typische Reaktion in Italien, wenn etwas nicht ganz überzeugt.
Es interessiert mich nicht
Vielleicht ist Ihnen schon einmal aufgefallen, wie ein Italiener sich mit der Handrückseite über das Kinn wischt. Diese Geste wirkt in vielen Kulturen beleidigend, doch in Italien bedeutet sie etwas anderes. Ein Italiener, der diese Bewegung macht, zeigt damit, dass ihm etwas völlig egal ist. Es sieht ein wenig so aus, als würde ihn etwas jucken – aber tatsächlich hat es eine ganz andere, unbeschwerte Bedeutung.
Ich weiß es nicht
Wenn ein Italiener ausdrücken möchte, dass er wirklich keine Ahnung hat, was passiert ist, breitet er die Arme aus und zeigt mit offenen Handflächen auf sich. Diese Geste signalisiert oft Unschuld und vermittelt, dass er nichts zu verbergen hat. Häufig hebt er dabei auch die Schultern, um seine Unwissenheit noch klarer zu auszudrücken.
Verschwinde hier, geh dort hin!
Im Straßenverkehr geht es in Italien oft passionierter zu als in anderen Ländern. Ein italienischer Autofahrer streckt den Arm aus, um zu zeigen, dass ihm etwas missfällt. Dabei wird der Arm nach vorne und leicht zur Seite ausgestreckt, mit der Handfläche nach oben. Manche Italiener halten den Arm dabei ruhig, während andere ihn um 45 oder sogar 90 Grad im Uhrzeigersinn drehen – so wandert die Hand fast bis über den Kopf. Diese Geste bedeutet im Wesentlichen „Hau ab!“ oder „Verzieh dich!“. Je nachdem, was man dabei sagt, kann sie zwar als unhöflich wirken, ist aber nicht unbedingt beleidigend. Wenn sie unter Freunden scherzhaft verwendet wird, drückt sie oft etwas wie „Ach komm, das glaub ich dir nicht!“ aus.
Geh weg!
Auf Deutsch gibt es verschiedene Möglichkeiten, um jemandem zu signalisieren, dass er gehen soll – häufig mit der „Weggeh-Geste“, wobei man mit ausgestrecktem Arm schnelle Wisch-Bewegungen nach vorne macht. Diese Geste ist auch in Italien bekannt, wird dort jedoch leicht anders ausgeführt: Die Handfläche zeigt dabei nicht nach vorne, sondern nach hinten. Wenn ein Italiener also möchte, dass Sie gehen, wird er Ihnen mit der Handfläche von sich wegwinkend zeigen, dass es Zeit ist zu gehen.
Komm her!
Italiener nutzen auch gerne eine Handgeste, um jemanden aufzufordern, zu ihnen zu kommen. Allerdings machen sie dies auf einer anderen Weise als wir es in Deutschland kennen. Die Hand wird mit nach vorne gerichtetem Handrücken ausgestreckt und dann in Richtung des Körpers bewegt. Es ist im Grunde genommen das Gegenteil der Geste für ‘Weggehen’.
Unausstehlich
Italiener haben eine ganz eigene Art, mit ihren Händen auszudrücken, was sie von jemandem halten. Wenn jemand in Italien Sie nicht leiden kann, zeigt er dies durch eine besondere Geste: Arm und Hand liegen dabei waagerecht und werden gegen den Bauch gehalten. Auf diese Weise macht die Person deutlich, dass sie Sie im übertragenen Sinne "nicht verdauen" kann – was den Missmut treffend veranschaulicht.
Angst
Ein Italiener drückt seine Angst oft mit einer markanten Geste aus: Er hält die Finger zur Handfläche hin zusammen, sodass seine Hand eine Art Schale bildet. Diese Bewegung ähnelt der bereits besprochenen Geste, unterscheidet sich jedoch in einem wichtigen Detail. Statt die Finger statisch zu lassen, bewegt er sie dabei wiederholt auf und zu. Damit signalisiert er seine Unsicherheit oder Besorgnis. Dieselbe Geste kann auch genutzt werden, um jemanden zu fragen, ob er Angst verspürt.
Perfekt!
Wenn ein Italiener Dankbarkeit oder Anerkennung zeigen möchte, verwendet er dafür oft die „Perfekt-Geste“. Vielleicht denkt man dabei zunächst an die typische Geste, bei der Zeigefinger und Daumen einen Kreis formen. Doch in Italien sieht das Zeichen ein wenig anders aus: Zeigefinger und Daumen werden hier fester zusammengedrückt, sodass sie eher die Form eines kleinen Schnabels annehmen statt eines Kreises.
Achtung!/Vorsicht!
Italiener geben auf andere Menschen Acht. Deswegen gibt es auch eine Handgeste, um andere zu warnen. Zieht ein Italiener die Unterseite seines Augenlids mit dem Zeigefinger nach unten? Dann sollten Sie besonders vorsichtig sein. “Schau gut hin” – könnte dies ausdrücken.
Es ist köstlich
Auch in Italien ist es üblich, dass der Kellner während des Essens an den Tisch kommt und nachfragt, ob alles gut schmeckt. Ein einfaches "Sì" als Antwort genügt, doch es gibt auch eine typische Handgeste, um dies auszudrücken: Man formt mit Daumen und Zeigefinger eine Art Pistole, legt sie an die Wange und dreht sie leicht. So zeigt man auf charmante Weise, dass das Essen schmeckt – ganz ohne Worte und auch, wenn man gerade den Mund voll hat.
Darauf bestehen
Es ist nahezu unmöglich, Italiener von einer anderen Meinung zu überzeugen. Sie können es versuchen, doch wenn ein Italiener mit dem Zeigefinger auf den Handrücken tippt, sollten Sie es besser lassen. Dieses Handzeichen bedeutet, dass seine Entscheidung endgültig ist und er sich nicht mehr umstimmen lässt.
Ruhig bleiben
Italiener bewahren in der Regel eine bemerkenswerte Ruhe. Wenn sie mit jemandem sprechen, der gestresst wirkt, bewegen sie häufig eine oder beide Hände mit gespreizten Fingern nach unten. Diese Geste ist ein deutlicher Hinweis darauf, dass der andere sich beruhigen und entspannen soll.
Fremdgehen und Glück
Das Hochhalten des kleinen Fingers und des Zeigefingers mit geschlossener Hand wird in vielen Ländern als Geste für “Rock and Roll” verstanden und gilt nicht als unhöflich. In Italien jedoch hat sie zwei sehr unterschiedliche Bedeutungen: Sie wird zum einen als abergläubisches Zeichen genutzt, ähnlich dem “Daumen drücken”, um Pech abzuwenden. Sie kann auch eine beleidigende Geste sein, die darauf hinweist, dass jemand “gehörnt” wurde, was in Italien bedeutet, dass der Partner untreu ist.
Das Beste wünschen
Anstatt mit den Fingern nach oben zu zeigen, können Sie diese auch nach unten richten. Im Gegensatz zur oben beschriebenen Hörner-Geste, wirkt dieses Handsignal deutlich freundlicher. In Italien glaubt man, dass man mit dieser Geste Unglück vertreiben kann, indem man sie einer Person zeigt. Im Grunde genommen drückt sie den Wunsch aus, dem anderen das Beste zu wünschen.
Hungrig
Wenn ein Italiener seine rechte Hand auf Brusthöhe ausstreckt, die Handfläche nach unten zeigt und es so aussieht, als würde er sich in zwei Hälften sägen, bedeutet das, dass er sehr hungrig ist.
Es ist herrlich/schön/großartig
Ein Italiener drückt seine Begeisterung für etwas Schönes, Wundervolles oder Großartiges oft nicht mit Worten aus, sondern mit einer charakteristischen Geste. Dabei formt er seine Fingerspitzen zu einer kleinen, fast geschlossenen Schale, die er dann zum Mund führt und die Fingerspitzen küsst. Im Anschluss öffnet er seine Hand wieder und bewegt sie langsam von seinem Gesicht weg.
Auf Wiedersehen!/Bis bald!
Italiener drehen manchmal mit ihrer Hand zwei kleine Kreise, während der Zeigefinger in die Luft zeigt. Diese Geste bedeutet so viel wie „bis später“ oder „auf Wiedersehen“. Häufig wird sie von dem Ausdruck „a dopo“ begleitet.
Leider nein
Fragen Sie einen Italiener, ob er Ihnen bei etwas helfen kann, und er ist nicht in der Lage dazu? Dann zeigt er Ihnen vermutlich folgendes Zeichen: Der Daumen ist nach oben gestreckt, während der Zeigefinger nach vorne zeigt. Wenn Sie diese Geste nachahmen, fällt Ihnen wahrscheinlich auf, dass sie der sogenannten 'Pistolengeste' ähnelt – der Unterschied ist, dass der Daumen hier von innen nach außen bewegt wird. Dieses Zeichen kann auch mit beiden Händen gleichzeitig ausgeführt werden.
Es reicht!
Wenn ein Italiener genug von etwas hat, sagt er „basta”. In der Regel beschränkt er sich nicht nur auf dieses Wort, sondern schlägt gleichzeitig lautstark die Hände zusammen. Nachdem er dies zwei- oder dreimal wiederholt hat, hält er die Hände kurz zusammen. Dann wird die linke Hand nach links und die rechte Hand nach rechts bewegt, als zöge er eine imaginäre Linie.
Alles in Ordnung
Wenn Sie einen Italiener fragen, was los ist, kann es sein, dass er plötzlich anfängt, seine Hand zu drehen. Er hält Unter- und Oberarm in einem Winkel von etwa 90 Grad, hebt den Daumen an, biegt den Zeigefinger leicht und die restlichen Finger stark und dreht diese zu sich hin. Damit will er zeigen, dass alles in Ordnung ist.
Handgesten können je nach Region unterschiedliche Bedeutungen haben
In Italien kann die Bedeutung von Handgesten je nach Region variieren. Unabhängig davon, wo Sie sich im Land aufhalten, wird die Kommunikation mit Italienern oft durch lebhafte Gesten begleitet. Die Gesten, die auf dieser Seite vorgestellt werden, sind weit verbreitet und begegnen Ihnen in vielen Teilen Italiens. Wenn Sie sich also trauen, während Ihres nächsten Urlaubs einige Handzeichen zu verwenden, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass ein Italiener sofort versteht, was Sie meinen. Neben den allgemein bekannten Gesten gibt es jedoch auch regionale Unterschiede – ein Neapolitaner könnte sich mit anderen Gesten ausdrücken als ein Veroneser.
Gesichtsausdrücke und Handgesten kombinieren
Wichtig ist dabei auch, dass Handgesten und Gesichtsausdrücke eng miteinander verknüpft sind. Wie bei den sogenannten "falsi amici" (falsche Freunde) können auch Missverständnisse durch unterschiedliche Gesten entstehen. Manche Handzeichen haben je nach Kontext oder Region eine andere Bedeutung. Um unangenehme Missverständnisse zu vermeiden, sollten Sie bei der Verwendung von Handgesten auch auf die richtige Mimik achten. Denn Italiener interpretieren nicht nur die Geste, sondern auch den Gesichtsausdruck. Wenn Ihre Hände etwas anderes ausdrücken als Ihr Gesicht, könnte Ihr Gesprächspartner ungewollt beleidigt sein.